Humanistische Psychologie (Psychoanalyse)

Das Streben nach Autonomie und Freiheit erfordert die Entwicklung des Verantwortungsbwusstseins für sich selbst und für andere Personen sowie für die gesamte Umwelt. Die Tiefenpsychologie (auch humanistische Psychologie oder Psychoanalyse) geht von der Auffassung aus, dass das psychische Erleben dem Menschen unterschiedlich bewusst ist und demzufolge unterschiedlich genau darüber reflektiert werden kann, welche psychischen Prozesse, Inhalte und Zustände sowie Eigenschaften in der aktuellen Entscheidungssituation wirksam sind.

Das Schichtenmodell

Das Schichtenmodell unterscheidet drei Schichten:

Das Bewusstsein beinhaltet alle psychischen Komponenten (Prozesse, Inhalte, Zustände und Eigenschaften), über die der Mensch ohne Anstrengung und unmittelbar reflektieren bzw. sich vergegenwärtigen kann.

Das Vorbewusstsein ist der psychische Aspekt, der solche psychischen Komponenten enthält oder umfasst, die zwar unmittelbar nicht vergegenwärtigt werden bzw. werden können, aber mit geringer Anstrengung oder durch äußere Reize aus dem Vorbewusstsein aktualisiert (in das Bewusstsein gerufen) werden.

Das Unterbewusstsein beinhaltet solche Prozesse, Inhalte, Zustände und Eigenschaften bzw. Erlebnisse, um die der Mensch nicht weiß, die nicht ohne besondere Anstrengung aktualisierbar sind. Oft ist die Aktualisierung gar nicht möglich.

Trotzdem können alle im Unterbewusstsein gespeicherten Informationen und Erlebnisse die gesamte psychische Verhaltensregluation beeinflussen. Nach Freud äußern sich unbewusste Absichten, Wünsche, Ängste, Einstellungen und andere psychische Komponenten in sogenannten »Fehlleistungen der Verhaltenssteuerung«, z. B. versprechen, verlegen, träumen (am Tag oder in der Nacht), vergessen etc.

Das Instanzenmodell

Das Instanzenmodell entwickelte Freud

Instanzenmodell

Die ES-Instanz beinhaltet Triebe, Wünsche und Bedürfnisse des Menschen, die als grundsätzliche Funktionen zum Verhalten anregen, in dem sie auf ihre Befriedigung hinwirken und zwar »ohne Rücksicht auf Verluste« für sich und andere. Demzufolge müssen sie durch andere Instanzen beeinflusst werden.

Grund dafür, dass die Triebe nicht zu jeder Zeit befriedigt werden können besteht damit, dass die Befriedigung nicht immer norm- und situationsgerecht erfolgen kann.

Triebe sind unmittelbar erlebte Energien, die dem Menschen angeboren sind und auf Befriedigung drängen. Nach Freud wird das Verhalten des Menschen besonders angeregt durch den Lebenstrieb und den Todestrieb.

Der Lebenstrieb ist auf die Erhaltung des Lebens von Organismen gerichtet,
der Todestrieb hingegen auf Zerstörung von Organismen, des Lebens von Organismen und anderer materieller Gegenstände.

Lebens- und Todestrieb stehen in Wechselwirkung. Sie können unterschiedlich stark erlebt werden. Damit ist deren Wechselwirkung auf das Verhalten subjektiv und individuell verschieden. Unbefriedigte Triebe werden als Unlustgefühle und als Spannungen erlebt, die der Mensch gern beseitigen möchte.

Wünsche sind unmittelbar erlebte Absichten, deren Realisierung mit positiven Gefühlen und deren Nicht-Realisierung mit Unlustgefühlen (z. B. Ärger, Trauer) verbunden wird.

Bedürfnisse sind subjektiv erlebte Mangelzustände, die der jeweilige Mensch als Spannung und/oder Unzufriedenheit in Verbindung mit anderen Unlustgefühlen erlebt. Der Mensch erlebt unterschiedliche Bedürfnisse, die sich im Laufe des Lebens entwickeln oder bereits angeboren sind.
Die Struktur hat Maslow in seiner Bedürfnispyramide aufgestellt:

Beduerfnispyramide

Die ÜEBER-ICH-Instanz beinhaltet die Gesamtheit von Normen und Regeln, die in der Ontogenese sowohl von der Moral (also der Gesellschaft) als auch dem Umgang mit der organischen und anorganischen Umwelt angeeignet wurden.

Normen und Regeln sind Richtschnüre des Verhaltens, deren Einhaltung in den Verhaltensweisen zu einem »wertgerechten« führen sollen.

Es sind drei Normarten zu unterscheiden:
Nach der statistischen Norm ist das normal, was der Mehrheit entspricht.
Die Idealnorm stellt einen erstrebenswerten Wert bzw. ein erstrebenswertes Verhalten dar in Form eines Soll-Wertes, der zu erreichen ist.
Die Individualnorm macht persönliches Verhalten zum Maßstab für die Verwertung anderer Verhaltensweisen.

Die ICH-Instanz überprüft die Realität und vermittelt zwischen den ES-Ansprüchen und den Einschränkungen des ÜBER-ICH. Je nach Stärke der Gefühle (z. B. Gewissensbisse, Schuldgefühle), die das ÜEBER-ICH erzeugt werden die Wünsche, Triebe und Bedürfnisse des ES zugelassen oder abgewehrt, wobei Rücksicht auf die Umwelt genommen wird.

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